Besser beraten: Die 6 kraftvollsten Fragen aus “The Coaching Habit”

Es gibt nichts Befriedigenderes, als anderen zu helfen, oder? Doch allzu oft sind wir schnell dabei, eine Lösung zu präsentieren, ohne wirklich zuzuhören. Durch meine Ausbildung als Lerncoach habe ich gelernt, dass die Qualität der Fragen, die wir stellen, entscheidend ist. Statt Lösungen vorzugeben, sollten wir darauf warten, dass unser Gegenüber selbst auf neue Ideen kommt. Das Buch The Coaching Habit von Michael Bungay Stanier zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, nicht sofort Antworten zu liefern, sondern die richtigen Fragen zu stellen. In diesem Beitrag möchte ich die sechs kraftvollen Fragen mit dir teilen, die du das nächste Mal einsetzen kannst, wenn jemand dich um Rat bittet. Diese Fragen haben meine Sicht auf das Geben von Ratschlägen nachhaltig verändert. Wenn du diesen Blogpost lieber als Podcastfolge hören möchtest, kannst du ihn dir gerne hier anhören.

Die 6 Fragen für eine bessere Beratung

Die folgenden sechs Fragen kann man in zwei Gruppen teilen: Die ersten drei Fragen sind Eröffnungsfragen für die Konversation, die anderen drei weiterführende Fragen. Wir starten mit den Eröffnungsfragen.

1. Die Kickstart-Frage: “Was beschäftigt dich gerade?”

Diese Frage bringt das Gespräch sofort auf den Punkt und zeigt, dass du dich auf das Wesentliche konzentrieren möchtest. Sie ermöglicht es dem Gesprächspartner, ohne Umschweife das wichtigste Anliegen zu äußern. Um tiefer einzusteigen, kannst du nachfragen, ob es um eines der folgenden Themen geht:

• Ein Projekt (technischer Inhalt des Problems)

• Eine Person (Probleme mit anderen Menschen)

• Ein Verhaltensmuster (steht die Person sich selbst im Weg?)

2. Die AWE-Frage: “Und was noch?”

Diese Frage verhindert, dass wir zu schnell Ratschläge geben, und lädt unser Gegenüber dazu ein, alle relevanten Themen auf den Tisch zu legen. Oft gibt es mehr als ein Problem, und diese Frage bringt alle Aspekte ans Licht. Wichtig ist hiermit, dem Gegenüber Zeit zu geben, wirklich über die Fragen nachdenken zu können.

3. Die Fokus-Frage: “Was ist die eigentliche Herausforderung für dich?”

Diese Frage hilft dabei, das Kernproblem zu identifizieren, bevor unnötig Energie in falsche Lösungen gesteckt wird. Sie bietet dem Gegenüber die Möglichkeit, innezuhalten und sich zu fragen, ob das, was gerade besprochen wird, wirklich die größte Herausforderung darstellt.

Nach den drei Eröffnungsfragen kommen nun die sogenannten Follow-up-Fragen.

4. Die Fundament-Frage: “Was möchtest du?”

Auch wenn jemand sein Problem genau kennt, weiß er oft nicht, was er eigentlich möchte. Diese Frage schafft Klarheit und zeigt auf, welches Bedürfnis wirklich befriedigt werden soll. Hinter jeder Antwort verbirgt sich ein Grundbedürfnis, das erfüllt werden möchte, wie Marshall Rosenberg in der Gewaltfreien Kommunikation beschreibt. Diese Grundbedürfnisse können unter anderem sein: Sicherheit, Autonomie, Verbindung, Anerkennung, Sinn und Erholung.

5. Die Lazy-Frage: “Wie kann ich dir helfen?”

Diese Frage ist effizient und ermöglicht es, gezielt herauszufinden, wie du konkret helfen kannst. Du musst nicht sofort das Problem lösen, sondern kannst durch Fragen wie „Was hast du bisher versucht?“ den Gesprächspartner dazu anregen, selbst Lösungen zu finden.

6. Die Lern-Frage: “Was war das Nützlichste für dich in diesem Gespräch?”

Diese abschließende Frage bietet wertvolles Feedback und hilft, das Gespräch positiv zu beenden. Sie regt den Gesprächspartner dazu an, das Wichtigste aus dem Gespräch zu reflektieren und Lektionen zu verinnerlichen. Statt einfach nur nach „War das hilfreich?“ zu fragen, erhältst du durch diese offene Frage tiefere Einblicke in die Wirkung deines Gesprächs.

Fazit

Diese sechs Fragen können die Art und Weise, wie du anderen hilfst, revolutionieren. Probier‘ sie beim nächsten Gespräch aus – du wirst erstaunt sein, wie viel effektiver deine Beratung wird! Und dein Gegenüber wird es schätzen, wenn du keine voreiligen Ratschläge gibst, sondern dabei unterstützt, selbst die besten Lösungen zu finden.

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